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Mitten im Naturschutzgebiet Neandertal liegt in idyllischer Umgebung das Eiszeitliche Wildgehege Neandertal. Hier sind seltene Tier- und Pflanzenarten beheimatet. Das 26 Hektar große Freigehege bietet Wisenten, "Auerochsen" und "Tarpanen" naturnahe Lebensräume. Die abwechslungsreiche Landschaft des Neandertals mit Hoch- und Talwiesen, bewaldeten Hängen und der Düssel machen das Wildgehege zu einem der schönsten seiner Art.
Besuchende können zu jeder Jahreszeit bei einem Rundgang um das Gehege die Tiere bewundern, die schon zu Zeiten des Neandertalers gelebt haben.

Der Rundweg

Auf einem abwechslungsreichen Rundweg (ca. 3 km) mit teils steilen Treppen und urigen Brücken lässt sich das Eiszeitliche Wildgehege in etwa 60 bis 90 Minuten umwandern. Wiesen und Waldbereiche, Tal- und Bergabschnitte wechseln sich ab und machen den Weg zu einem Erlebnis. Immer wieder laden Bänke zum Ausruhen und Beobachten der Tiere ein. Infotafeln verraten Einzelheiten über die Tiere im Wildgehege und die Besonderheiten des Naturschutzgebietes. Auf Aussichtsplattformen kann der Blick in die Ferne schweifen und Gehegetiere und auch die heimische Tierwelt können wunderbar beobachtet werden.

Der Rundweg ist vom Zentralparkplatz am Neanderthal Museum aus beschildert, kann aber auch von den Park & Ride-Plätzen beziehungsweise S-Bahnhaltestellen Erkrath-Millrath und Erkrath-Hochdahl sowie vom Regiobahnhof Neanderthal gut erreicht werden.

Barrierefrei?

Leider ist der große Rundweg nicht barrierefrei. Steile Treppen an den Bachtälern können nicht umgangen werden. Der Weg im Tal entlang der Düssel ist allerdings frei von Treppen. Der kleine Rundweg um das neue Wisentgehege ist barrierearm und ca. 1,3 km lang.

Eine Bitte!

Die Tiere im Gehege und im Naturschutzgebiet sind wild und scheu. Bitte bleiben Sie auf den Wegen, lassen Sie Hunde angeleint, verhalten Sie sich ruhig, füttern und streicheln Sie die Tiere bitte nicht. Halten Sie vor allem Abstand zu den Wisenten und dem elektrischen Zaun.

Unsere Erlebnis-Tipps und Neuigkeiten: Tiersilhouetten, Steinzeitmalerei, Spielplatz

Tiersilhouetten am Wegesrand zeigen, wie groß die Tiere sind und laden zum Fotoshooting ein. Steinzeitliche Malereien begleiten den Wanderweg um das Gehege. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein einmaliger steinzeitlicher Spielplatz.

Unsere Tiere

Auerochse – Heck-Rind

Der Auerochse oder Ur (Bos primigenius) ist der Stammvater unserer heutigen Hausrinderrassen. Er war über weite Teile Europas, Asiens und Nordafrikas verbreitet, bis er durch den Menschen ausgerottet wurde. Hierbei spielten mehrere Faktoren eine Rolle: Jagd, Vermischung mit domestizierten Tieren, Verkleinerung und Veränderung des ursprünglichen Lebensraums und andere. 1627 soll der letzte freilebende Auerochse getötet worden sein.

Die Brüder Lutz und Heinz Heck, damals Zoodirektoren in Berlin und München, begannen in den 1920er Jahren mit der Kreuzung heutiger, vom Ur abstammender Rinderrassen und versuchten den „Auerochsen“ „zurück“ zu züchten. Das Ergebnis war ein robustes Rind, das - abgesehen von der Größe - im Aussehen dem ausgestorbenen Auerochsen ähnelte. Heute gibt es europaweit viele Standorte der sogenannten Heck-Rinder.

Heck-Rinder und auch die etwas größeren Taurusrinder, die sich dem ausgestorbenen Auerochsen in der Größe noch mehr annähern, werden zur Beweidung von Naturflächen, extensiver Landwirtschaft und auch in Zoos in verschiedenen Ländern Europas gehalten.

Die „Auerochsen“-Zucht hat im Neandertal eine große Tradition. Schon in den 1930er Jahren hielten die ersten „Auerochsen“ Einzug in das Wildgehege. Heute leben in der Herde etwa 13 ausgewachsene Kühe, zusammen mit dem Stier und den Jungtieren. Auf den weiträumigen und abwechslungsreichen Flächen des Wildgeheges zeigen sie ein naturnahes Verhalten. Sie leben ganzjährig im Freien. Schutz vor Regen, Schnee oder Sonne finden sie unter den Bäumen der bewaldeten Hänge ihres Geheges. Dort können sie sich auch den Blicken der Besucher entziehen.

Aus tierpflegerischen Gründen werden sie täglich mit Kraftfutter und im Winter auch mit Heu gefüttert. Sie ernähren sich aber hauptsächlich vom Gras der Weideflächen sowie vom Jungwuchs von Gehölzen. Besonders freuen sie sich im Herbst - wie auch die Wisente - über Kastanien, Eicheln und Bucheckern.

Tarpane

Der Tarpan war ein eurasisches Wildpferd, das in den Waldgebieten Mitteleuropas und den Steppen Osteuropas und Russlands lebte. Durch Bejagung und Ausweitung der Landwirtschaft wurden die wilden Pferde nach und nach zurückgedrängt. Der letzte freilebende Steppentarpan soll 1876 getötet worden sein. Damit war diese Rasse ausgerottet.

In den 1930er Jahren versuchten die Brüder Heck „Tarpane“ zurück zu züchten. Dazu kreuzten sie unter anderem Przewalskipferde mit isländischen und gotländischen Ponys. Parallel dazu gab es auch in Polen Bemühungen, durch Zuchtauswahl einer Herde Koniks zu den typischen Merkmalen des Tarpans zu gelangen. Eine genaue "Zurück"-Züchtung ist natürlich nicht mehr möglich, da einmal verlorengegangenes Erbgut nicht identisch wiederhergestellt werden kann. „Tarpane“, oder korrekt Heck-Pferde, und Koniks sehen sich sehr ähnlich und werden gerne in der Pflege von Naturschutzflächen eingesetzt, da sie robust und unempfindlich gegen Wetter und Krankheiten sind.

Die Herde im Neandertal besteht aus einem Hengst, drei Stuten und den bis zu einjährigen Fohlen. Sie leben ganzjährig draußen, haben aber temporär auch Zugang zum Stall.

In den Wintermonaten können Sie unsere „Tarpane“ auf der Winterweide nahe der Steinzeitwerkstatt beobachten, während sie den Sommer zum größten Teil auf den Hangwiesen im Süden des Geheges verbringen.

Wisente

Der Wisent ist der einzige Bewohnende des Eiszeitlichen Wildgeheges, der nicht ausgestorben ist. Als größtes Landsäugetier Europas und letzter Vertreter der europäischen Wildrindarten bevölkerte er mittel- und nordeuropäische Mischwälder und Steppen. Die letzten freilebenden Tiere wurden im frühen 20. Jahrhundert durch Bejagung getötet. Es überlebten lediglich 56 Tiere in Gefangenschaft, von denen nur zwölf fortpflanzungsfähig waren.

Zucht- und Auswilderungsprojekte haben den weltweiten Bestand stabilisiert. Allerdings sind die Wisente noch gefährdet, da sie aufgrund der fast ausgestorbenen Genvielfalt anfällig für Krankheiten und Parasiten sind. Ein europäisches Zuchtprogramm soll helfen die Population zu optimieren.

Das Eiszeitliche Wildgehege schließt sich dem europäischen Zuchtprogramm an und wird bald wieder Wisente züchten. Dafür sind im September 2021 drei junge Kühe in das neue Wisentgehege eingezogen, die allerdings noch etwas älter werden müssen, bevor sie Nachwuchs bekommen können. Destiny, Ella und Eggi können Sie auf dem kleinen Rundweg um das Wisentgehege zu jeder Tageszeit beobachten.

Patenschaften

Für unsere Tiere können Sie auch Patenschaften übernehmen. Eine Patenschaft kostet 60 Euro im Jahr. Sie erhalten eine Urkunde, regelmäßige Patenpost aus dem Gehege und werden zu Rundgängen eingeladen.

Historie des Neandertals

Das heutige Neandertal war früher eine enge felsige Schlucht, die vor allem bei Kunstschaffenden sehr beliebt war. Durch den Kalkabbau erhielt es sein heutiges Aussehen. Weltruhm erlangte das Tal 1856 mit dem Fund der Knochen des Neandertalers in der Feldhofer Grotte. Dort, wo damals die Grotte lag, steht heute der Erlebnisturm „Höhlenblick“.

Seit damals hat sich das Neandertal zu einem naturschutzwürdigen Bachtal mit seltenen Tier- und Pflanzenarten entwickelt. Zu verdanken haben wir die heutige Naturvielfalt dem Naturschutzverein Neandertal e.V., der sich für die Ausweisung als Naturschutzgebiet 1921 einsetzte und 1935 auch das Wildgehege gründete. Früher wurden hier viele verschiedene Tierarten gehalten, unter ihnen Damwild und Elche.

Seit 2011 betreibt der Kreis Mettmann das Wildgehege mit finanzieller Unterstützung der Städte Düsseldorf, Erkrath, Haan und Mettmann sowie des Naturschutzvereins Neandertal e.V.

Anreise

Mit dem Auto zum Neanderthal Museum (Navi-Adresse: Talstraße 300, 40822 Mettmann)

Mit der Bahn zu den Bahnhöfen: Neanderhal, Erkrath-Hochdahl oder Hochdahl-Millrath